Warum Jungen- & Männerarbeit?
...Wir machen Jungen- & Männerarbeit, weil wir Jungen und junge Männer dazu ermutigen
möchten, zu ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Lebensentwürfen zu stehen.
...Wir machen Jungen- & Männerarbeit, weil Jungen und Männer in ihrem Umfeld Männer
vorfinden sollen, die sich ihnen als Begleiter, Väter, Vorbilder und Identifikationsfiguren zur
Verfügung stellen.
...Wir machen Jungen- & Männerarbeit, weil wir dazu beitragen wollen, traditionelle
männliche Rollenbilder zu verändern und die geschlechtsspezifischen
Handlungsmöglichkeiten in unserer Gesellschaft zu erweitern bzw. auszubalancieren.
Wir sind überzeugt davon, dass junge Menschen ganzheitliche Erfahrungsräume brauchen, in denen sie sich ausprobieren, spielen, Grenzen testen, sich selber spüren und Verbundenheit & Mitgefühl erleben können. Der achtsame Aufenthalt in der Natur bietet viele Wege an - körperlich, sinnlich, handwerklich, künstlerisch & seelisch in Kontakt mit sich selbst & der Mitwelt zu kommen.
Der geschlechtsbewusste Ansatz ist ein wesentlicher Grundsatz unserer Arbeit. Weitere Grundsätze sind das Arbeiten mit der inneren und äußeren Natur der Menschen, seiner Einbindung in soziale Systeme, eine konsequente Prozess- und Ressourcenorientierung , sowie die Tatsache, dass wir als verantwortliche Leiter selbst Lernende sind.
Wir engagieren uns für die Jungenarbeit, weil wir Jungen auf ihrem Weg zum Mann-Sein begleiten und uns als reflektierte erwachsene Männer zur Verfügung stellen wollen. Wir arbeiten nicht mit Jungen, um ein bestimmtes Bild von Männlichkeit zu vermitteln, und zumindest ideell arbeiten wir auch nicht mit ihnen, weil sie Gewalttäter, Bildungsverlierer oder Mobbingopfer sind – wir arbeiten mit ihnen, weil es Jungen sind und weil sie Männer brauchen, mit denen sie sich identifizieren und an denen sie sich reiben können!
Ansatz & Hintergrund
Aus langjähriger Praxis lassen sich fünf Ziele oder Paradigmen ableiten, die unseren geschlechtsbewussten Angeboten für Jungen implizit zugrunde liegen:
1. Suche nach Identität
Jungen brauchen lebendige Männer, die in der Lage sind, mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen konstruktiv umzugehen. Sie brauchen Männer, die bereit sind, Erziehungsverantwortung zu übernehmen und die innerhalb dieser Verantwortung ihre eigenen Beziehungsgrenzen auch den Jungen gegenüber wahrnehmen und geltend machen können. Wichtig ist auch, dass sie Männer mit unterschiedlichen Selbstbildern vor sich haben, die sich anfassen und anfühlen lassen.
2. Wahrnehmung und Kommunikation
Jungen brauchen Unterstützung, um ihre Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen, einen Standpunkt zu entwickeln und Empathie für das Gegenüber zu erreichen, damit sie auf respektvolle Weise in Auseinandersetzungen gehen können.
3. Überwindung von Homophobie und Berührungstabu
Jungen brauchen die Fähigkeit, echte Freundschaften zu leben. Dafür ist es wichtig, sich jenseits ihrer rollenspezifischen Ängste und Tabus ausdrücken zu können; und dazu gehört auch, verschiedene Formen der körperlichen Nähe und Kontaktaufnahme zu entwickeln und auszuprobieren – gegenüber Mädchen und Jungen. In diesem Sinne brauchen sie Hingabefähigkeit sowie Formen des respektvollen Umgangs mit sich selbst und ihren Mitmenschen.
4. Integration von Aggression
Jungen brauchen Gelegenheiten, um ihren Bedürfnissen nach Bewegung, Aktivität und Wettbewerb gerecht zu werden. Sie benötigen Handlungsinstrumente für ihre persönliche Selbstbehauptung, beispielsweise um Grenzen zu setzen und sich vor Übergriffen zu schützen. Voraussetzung dafür sind Erfahrungen, bei denen sie sowohl ihre Bestimmerkraft, als auch ihre Begrenzungen kennen lernen und einschätzen können.
5. Schutz des Selbstwerts
Jungen brauchen niedrigschwellige und jungenspezifische Angebote, die ihr Gefühl von Männlichkeit nicht bedrohen. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, zunächst nur wenige neue Handlungsoptionen zu erschließen, damit die Integrität des Jungen gewahrt bleibt.